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Broadway und Beat Street -
die IRT-Strecken

 

 

 

Traditionsgemäß erstreckt sich das Verkehrsgebiet der IRT — die beiden Abstecher nach Brooklyn und Queens ausgenommen — von Manhattan ausgehend Richtung Norden. Krasser können die Unterschiede dabei kaum ausfallen, vergleicht man den Glimmer der Theaterwelt zwischen 42nd Street und 57th Street in Midtown mit der harten Realität von Harlem und der South Bronx.

Seventh Avenue Broadway Line

An der Südspitze Manhattans erhebt sich die gewaltige Silhouette der Wolkenkratzer von Downtown, die wohl berühmteste Ansicht New Yorks. Zu Füßen der Hochhäuser verrät ein horizontaler grüner Streifen den Battery Park; ein geschichtsträchtiger Ort, an dem 1609 der Engländer Henry Hudson seinen Fuß auf die Insel setzte und die Besiedlung durch die Europäer begann. Von hier breitete sich erst Neu-Amsterdam, später New York nach Norden aus. Das Gelände des Battery Parks galt durch seine Lage lange Zeit als wichtigster Verteidigungsposten der Stadt gegenüber den von der See aus angreifenden Feinden. Mehrere Festungsbauwerke wurden errichtet, zuletzt 1811 das Castle Clinton, von dem aber nicht ein einziger Schuß abgegeben wurde, da die Angreifer ausblieben. Als die Zeiten sicherer wurden, wandelte sich der Battery Park zu einem Vergnügungszentrum und beliebten Aufenthaltsort der New Yorker Bürger. Die Fläche vergrößerte sich durch Aufschüttung des Uferbereiches und schob sich weiter ins Wasser vor (das Castle Clinton stand zu seiner Erbauung 60 Meter vom Festland entfernt). Bäume wurden gepflanzt und Wege angelegt. Die Uferpromenade bietet noch heute einen unvergleichlichen Ausblick auf die Upper Bay mit der Freiheitsstatue, Ellis Island, dem südlichen Brooklyn sowie in der Ferne Staten Island. Dorthin verkehren seit dem vorigen Jahrhundert zahlreiche Fähren, deren Anlegestellen am Rande des Battery Park immer weiter ausgebaut wurden. 1880 erhielt der South Ferry Port, wie er inzwischen bezeichnet wurde, Anschluß durch die Hochbahn. Abermals änderte der Park seinen Charakter und wurde vom hektischen Verkehrstreiben erfaßt. Mittlerweile ist die Hochbahn stillgelegt und wieder etwas Ruhe eingekehrt in die Grünanlagen. Mehrere Denkmäler, auch Monumente zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkrieges, verleihen dem Ort einen Ausdruck von Besinnlichkeit. Der Verkehr spielt sich indes unter der Erde ab. Zwei Autotunnel nehmen Tag für Tag Karawanen von Fahrzeugen auf, die sich von der West Side zur South Street sowie nach Brooklyn bewegen, und umgekehrt. Auch die U-Bahn besitzt unter dem Park eine ihrer bemerkenswertesten Anlagen. South Ferry ist der einzige Bahnhof im ganzen Netz, dessen Bahnsteig kürzer ist, als die eingesetzten Züge lang sind. Normalerweise beträgt die Bahnsteiglänge bei der IRT 160 Meter, zur Aufnahme von 10-Wagen-Zügen. Dagegen ist in South Ferry nur den Fahrgästen der ersten fünf Wagen der Ausstieg möglich. Hinweistafeln und Ansagen machen während der Fahrt darauf aufmerksam. Spätestens hier erkennt man den orts- oder sprachunkundigen Touristen, und dem Aufsichtspersonal im Bahnhof scheint es jedesmal aufs neue Vergnügen zu bereiten, bei Ausfahrt eines Zuges die irritierten Fahrgäste in den hinteren Wagen vorbeifahren zu sehen. Ursache ist die Lage des zweigleisigen Bahnhofs in einer engen Kurve. Während die Bahnsteige der anderen Stationen im Laufe der Zeit verlängert wurden, fehlte hier der Platz dafür. Ursprünglich war South Ferry der Endpunkt der 1905 verlängerten Original Subway Line. Daher stammt auch die Anlage als Wendeschleife, die von City Hall, dem ersten Endbahnhof dieser Linie, übernommen wurde. 1918 mündete auch die Seventh Avenue Broadway Line in South Ferry ein. Heute enden und beginnen hier an dem äußeren der beiden Seitenbahnsteige die Züge der IRT-Linien 1 und 9, die ihren Weg über die jüngere Strecke nehmen. Die alte Verbindung zur Original Subway Line nach Bowling Green (heute Teil der Lexington Avenue Line) wird nicht mehr planmäßig befahren.

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"Stand clear of moving platform!" - bewegliche Bahnsteigkanten gleichen in South Ferry die Lücke zu den Fahrzeugen aus. Als einzige Station im New Yorker U-Bahn-Netz wenden die Züge am Bahnsteig, so daß man ohne Umsteigen von der Bronx in die Bronx fahren kann.

Wer den Ausstieg in South Ferry verpaßt hat, muß bis Rector Street zurückfahren. Dort sollte man sich jedoch überlegen, ob man einen zweiten Versuch startet, mit der U-Bahn zum Battery Park zu gelangen. Jeder Seitenbahnsteig besitzt einen separaten Zugang, so daß der Wechsel zur Gegenrichtung mit dem Lösen eines neuen Tickets verbunden ist. Das ist bei den Bahnhöfen der IRT, die größtenteils in einfacher Tiefenlage errichtet wurden, eine häufig anzutreffende Erscheinung.

Auf Rector Street folgt Cortlandt Street mit dem Untertitel "World Trade Center". Davon ist allerdings beim Anblick der Jahrhundertwendearchitektur des Bahnhofes wenig zu spüren. Eher noch, wenn man zur abendlichen Rush Hour das "Vergnügen" hat, auf einem der beiden nicht gerade großzügig bemessenen Bahnsteige gemeinsam mit den zahlreichen heimfahrenden Angestellten darauf zu warten, daß der Zug einfährt.

In Richtung Norden weitet sich die Trasse auf. Zwischen die Gleise schiebt sich die durch den Clark Street Tunnel führende Strecke von Borough Hall in Brooklyn, befahren durch die IRT-Linien 2 und 3. Chambers Street als nächster Bahnhof vereint somit vier Linien, die ab hier bis zur 96th Street zusammenbleiben. Auf dem mittleren Gleispaar verkehren die hinzugekommenen Linien weiter express und bedienen nur die wichtigsten Stationen im Gegensatz zur Linie 1 und Linie 9, die auf den äußeren Gleisen an jedem Bahnhof halten. Die Anordnung der Bahnsteige unterscheidet bei der Seventh Avenue Broadway Line (bis auf zwei Ausnahmen) nur zwei verschiedene Typen: Local Stops mit außenliegenden Seitenbahnsteigen sowie Express Stops mit zwei Mittelbahnsteigen, die das Umsteigen zwischen den sonst durchfahrenden und den überall haltenden Zügen ermöglichen. Die nächste Station, Franklin Street, erschließt TriBeCa ("Triange below Canal Street"), das zur Zeit angesagteste Viertel Manhattans. Viele namhafte Künstler richteten hier seit den achtziger Jahren in sogenannten "Lofts" (Fabriketagen) ihre Ateliers ein, so auch Robert deNiro seine Filmstudios.

Während die Strecke bei Canal Street und Houston Street den nördlich an TriBeCa angrenzenden Stadtteil SoHo (ebenfalls eine Abkürzung: "South of Houston Street) nur tangiert, verläuft sie daraufhin mitten durch Greenwich Village, dessen Zentrum sich bei der Station Christopher Street — Sheridan Square befindet. Die Christopher Street erlangte Berühmtheit durch die alljährlich stattfindende Parade gleichen Namens, mit der die Homosexuellen auf ihre Diskriminierung in der Gesellschaft aufmerksam machen wollen. Schon vor der Etablierung der Schwulen- und Lesbenszene in und um die Christopher Street war Greenwich Village ein bevorzugtes Künstler- und Intellektuellenviertel, zur Jahrhunderwende wohnten hier auch viele Deutsche. Nach dem tragischen Untergang des Motorschiffes "General Slocum" auf dem Hudson River im Jahre 1904, bei dem die meisten der über 1000 Opfer Mitglieder der deutschstämmigen Gemeinde von Greenwich Village waren, zogen die verbliebenen Angehörigen in andere Stadtteile, um von dem erlittenen Schicksal Abstand zu gewinnen.

Im Norden erstreckt sich Greenwich Village bis zur Station 14th Street, einem Expresshalt. Nach drei weiteren Stationen, 18th Street, 23rd Street und 28th Street, die alle drei als Local-Stops im Normaltyp ausgeführt wurden, weicht die Anlage an der 34th Street — Penn Station vom allgemeinen Standard ab. Hier, in der Nähe eines der beiden großen Bahnhöfe New Yorks, der Pennsylvania Station, bekamen auch die Express-Züge einen Zwischenstop, obwohl sie bereits eine Station weiter erneut halten. Darum verzichtete man auf die Umsteigemöglichkeit zwischen Local- und Express-Zügen und errichtete für letztere einen Mittelbahnsteig, für die anderen wie gewohnt Seitenbahnsteige. Für kurze Zeit, vom 3. Juni 1917 bis zum 1. Juli 1918, war 34th Street — Penn Station südliche Endstation der Seventh Avenue Broadway Line, bvor die komplette Strecke bis South Ferry in Betrieb ging. Die Pennsylvania Station — mit 21 Bahnsteiggleisen — existiert nur noch unter der Erde. Das imposante Bahnhofsgebäude von 1910 wurde 1963 abgerissen, zugunsten des fünf Jahre später an gleicher Stelle eröffneten Madison Square Garden, New Yorks größter Veranstaltungsstätte mit über 20.000 Plätzen.

Der Bahnhof 42nd Street — Times Square besitzt seiner Bedeutung entsprechend zwei Mittelbahnsteige. Dahinter beginnt der älteste Abschnitt der Strecke. Die ursprüngliche Route der Original Subway Line von City Hall zur 145th Street aus dem Jahre 1904 wurde unterbrochen und der nördliche Ast in die Seventh Avenue Broadway Line integriert. Im Vorbeifahren erkennt man das Verbindungsgleis der heutigen Shuttle-Strecke nach Grand Central, das, wie die alte Trasse von der 42nd Street kommend, Richtung Broadway einschwenkt. Auch den in der Kurve liegenden Bahnhof kann man gut ausmachen. Er wurde nur als Haltepunkt ausgeführt für den einst Longacre Square genannten Platz, der bei dieser Gelegenheit seine jetzige Bezeichnung bekam. Die New York Times bezog gerade ein neues Gebäude in unmittelbarer Nähe, und ihr Name schien der Bedeutung einer U-Bahnstation angemessener zu sein als der bisherige. Trotzdem fuhren die Express-Züge in den ersten Jahren durch. Nach zahlreichen Eingaben, vor allem der Theaterbesitzer aus der Gegend, errichtete man beim Bau der neuen Strecke den heutigen Bahnhof auch für Expresszüge.

Wie der Name besagt, führt die Seventh Avenue Broadway Line im wesentlichen entlang zweier Straßenzüge. Ab Times Square, wo beide aufeinandertreffen, bleibt die Strecke unter bzw. über dem Broadway, von einer Abschweifung an der Nordspitze Manhattans einmal abgesehen. Der Bahnhof an der 50th Street wird nur von Local-Zügen bedient, ebenso der an der 59th Street - Columbus Circle. Hier scheint es aus heutiger Sicht unverständlich, warum die Expresszüge an einem so bedeutenden Punkt vorbeifahren. Das New York Coliseum, eine äußerlich wenig attraktive, aber geschichtsträchtige Ausstellungshalle, das New York Cultural Center und das Gulf and Western Building am Rand sind ebenso bekannt wie das Kolumbus-Denkmal in der Mitte des Rondells. Wie beim Times Square schenkte man diesem an der Südwestecke des Central Park liegenden Platz um die Jahrhundertwende wenig Beachtung.

Auch die Station 66th Street — Lincoln Center verfügt nur an den beiden äußeren Gleisen über Bahnsteige, obwohl in direkter Nachbarschaft das "Lincoln Center for the Performing Arts" täglich Tausende von Menschen anzieht. Aber erst in den sechziger Jahren, also später als die U-Bahn, entstand das Kulturforum anstelle heruntergekommener Wohnblocks. An der sich zur Columbus Avenue öffnenden Plaza gruppieren sich das New York State Theater, die Avery Fisher Hall und das neue Metropolitan Opera House, kurz "Met" genannt.

An der 72nd Street halten sämtliche Züge; an den beiden Stationen 79th Street und 86th Street wiederum nur die Locals. Der Haltepunkt an der 91st Street wurde 1959 aufgegeben, da durch die südliche Verlängerung der Bahnsteige des nächsten Bahnhofes der Stationsabstand zu gering wurde. Die beiden Mittelbahnsteige der Station 96th Street werden ergänzt durch zwei Seitenbahnsteige, die aber nur bis 1910 benutzt wurden, und seitdem geschlossen sind (anhand deren Länge sowie der Änderung des Stützenquerschnittes kann man die später erfolgte Verlängerung der anderen Bahnsteige deutlich erkennen). Hinter der 96th Street, dem letzten gemeinsamen Halt, trennen sich die Linien. Die Linie 2 und die Linie 3 unterqueren auf den mittleren Gleisen die stadtauswärts führende Richtung der Seventh Avenue Broadway Line und setzen ihren Weg auf der nur als Seventh Avenue Line bezeichneten Strecke zur Lenox Avenue fort.

Den Broadway aufwärts legt sich zwischen die verbliebenen beiden äußeren Gleise ein drittes, das aber nur für Betriebs -und Aussetzfahrten benutzt wird und deshalb über keinen Bahnsteig verfügt. Die erste Station des dreigleisigen Abschnittes folgt an der 103rd Street. Bei Cathedral Parkway (110th Street) weist der Bahnhofsname auf einen der bemerkenswertesten Kirchenbauten New Yorks hin. Etwa 200 Meter östlich steht "St. John the Divine", eine 1891 begonnene Kathedrale im neogotischen Stil, an der immer wieder weitergebaut wird, und die nach ihrer Vollendung das größte Gotteshaus der USA sein soll. Bis jetzt sind im wesentlichen nur das Langhaus und der Chor fertiggestellt, der Bau eines der beiden Türme wurde angefangen.

An der Station 116th Street — Columbia University erblickt man schon vom Bahnsteig aus durch eine Lüftungsöffnung in der Tunneldecke eines der ehrwürdigen Gebäude der 1754 als King’s College gegründeten und 1897 an den heutigen Ort verlegten Einrichtung, wo 17.000 Studierende aus aller Welt ihr Wissen erweitern.

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Die Station 116th Street - Columbia University gestattet einen ungewöhnlichem Ausblick auf eines der Universitätsgebäude.

Danach taucht die Bahn aus dem Tunnel auf, um das Manhattan Valley zu überqueren. Entlang der Talsohle verläuft durch das Zentrum Black Harlems die 125th Street, die - einige Meter tiefer als der auf einem Viadukt liegende Bahnhof 125th Street - die Trasse kreuzt. Wieder unter der Erde, und nach einem weiteren Halt an der 137th Street — City College sowie der 145th Street beginnt noch vor der 157th Street ein — da er in großer Tiefe verläuft und unter Tage hergestellt wurde - nur zweigleisiger Abschnitt. An der Station 168th Street — Washington Heights verläßt die Strecke den Broadway und wählt den kürzeren Weg entlang der St. Nicholas Avenue und Tenth Avenue. Nach 181st Street und 191st Street erscheint die Strecke erneut - und diesmal endgültig - an der Oberfläche, zugleich erhält sie hinter Dyckman Street ihr drittes Gleis zurück.

Östlich von 207th Street liegt die ehemalige Hauptwerkstatt der IND, heute auch mit zuständig für Wagen der BMT und IRT. 215th Street ist letzte Station auf der Insel Manhattan. Wieder vereint mit dem Broadway schließt sich unmittelbar nach der Überfahrung des Harlem River - eine Hubbrücke ersetzt die ursprünglich drehbare Konstruktion - der Bahnhof 225th Street an (immer noch zum Stadtbezirk Manhattan gehörend).

Drei Stationen weiter, hinter der 231st Street und 238th Street, ist nach 22,6 Kilometern Fahrt und 38 Stationen das Ziel der Reise, 242nd Street — Van Cortlandt Park, erreicht. In einer zweigleisigen Anlage mit einem Mittel- und zwei Seitenbahnsteigen, die über einen Quergang verbunden sind, enden die Züge. Westlich erstreckt sich, obwohl in der Bronx, das Gelände des Manhattan College. 1853 gegründet, befand sich der ursprüngliche Standort am Broadway in Höhe der 131st Street. Dort, wo die U-Bahn oberirdisch die Ausläufer des Manhattan Valley überwindet, war selbige der Auslöser für den Umzug der Lehreinrichtung nach Riverdale, dem heutigen Sitz. Unmittelbar vor dem Bau der Strecke wurde im Jahre 1902 das jetzige Areal erworben, und bis 1922 der Gebäudekomplex vollendet.

Der Streckenabschnitt nördlich der 145th Street ging in mehreren Etappen in Betrieb. Der am 12. November 1904 — gut zwei Wochen nach Eröffnung der Original Subway Line — erfolgten Verlängerung bis zur 157th Street schloß sich am 12. März 1906 der Abschnitt bis zur 215th Street an. Es folgte am 14. Januar 1907 nochmals eine Teileröffnung bis zur 225th Street; seit dem 1. August 1908 wird die Strecke komplett bis zur 242nd Street befahren.

Wie man unschwer feststellen kann, teilen sich die Linien 1 und 9 ein und dieselbe Strecke. Nur wochentags zwischen 6.30 Uhr und 10.30 Uhr und noch einmal zwischen 15.30 Uhr und 20 Uhr ist die Linie 9 überhaupt im Einsatz. Dann wird zusammen mit der Linie 1 nördlich der 137th Street ein "Skip-Stop Service" angeboten, d.h. einige Bahnhöfe werden von jeweils einer der beiden Linien ausgelassen. Für die Linie 1 sind das: 145th Street, 207th Street und 225th Street, für die Linie 9 die Stationen 157th Street, Dyckman Street, 215th Street sowie 238th Street. Für die fast 23 Kilometer von South Ferry bis 242nd Street - Van Cortlandt Park benötigen beide Linien 46 Minuten, sie verkehren im Durchschnitt mit einer Reisegeschwindigkeit von 27,9 km/h.

Früher wurde von der Seventh Avenue Broadway Line und der Seventh Avenue Line auf dem gemeinsamen Abschnitt jeweils ein eigener Express- und Localverkehr angeboten, beide Linien benutzten also jedes der vier Gleise. An der 96th Street sorgten Weichenverbindungen für die Entflechtung des Mischbetriebes. Um die verkehrsorganisatorischen Abläufe zu vereinfachen, gab man in den sechziger Jahren die Doppelbelegung auf. Seitdem bleiben unter der Bezeichnung "Broadway - Seventh Avenue Local" die Linien 1 und 9 auf den äußeren Gleisen, dazwischen als "Seventh Avenue Express" die beiden anderen Linien 2 und 3.

Seventh Avenue Line

Die Seventh Avenue Line — ebenso die sich anschließende White Plains Line bis Bronx Park — entstanden als Bestandteil der "Contract One"— Vereinbarungen. Beide zusammen bildeten den zweiten Ast (neben der Strecke zur 242nd Street) der sich Richtung Bronx aufzweigenden Original Subway Line.

Nach dem Verlassen der Seventh Avenue Broadway Line halten die Züge der Linien 2 und 3 auf der Seventh Avenue Line wieder bei Central Park North (110th Street). Die zweigleisige Strecke setzt sich unter der Lenox Avenue fort, mit den Stationen 116th Street und 125th Street. Ein Betriebsgleis liegt bei 135th Street zwischen den beiden Bahnsteiggleisen. Danach teilt sich die Strecke erneut. Richtung Osten zweigt die White Plains Line ab. Geradeaus folgt 145th Street und - nach Verlassen des Tunnels — 148th Street - Lenox Terminal direkt neben dem 148th Street - Lenox Yard. Dieser ist vollständig überbaut von der Frederick-Douglass-Academy.

Die Seventh Avenue Line wurde am 23. November 1904 bis zur 145th Street eröffnet. Die Station 148th Street — Lenox Terminal ging — obwohl der Anschluß zur Betriebswerkstatt ebenfalls seit 1904 existiert — erst am 13. Mai 1968 in Betrieb. Hier, wie auch bei Central Park North (110th Street), sind Mittel- statt der sonst vorhandenen Seitenbahnsteige anzutreffen. Die Linie 3 endet an der 148th Street.

White Plains Line

Die White Plains Line trennt sich von der Seventh Avenue Line hinter der 135th Street, ihr folgt die Linie 2. Der Harlem River wird unterquert; in der Bronx verläuft die Strecke entlang der 149th Street. Es folgen zwei Stationen mit Seitenbahnsteigen. 149th Street - Grand Concourse (der ehemalige Name "Mott Avenue" ist teilweise noch zu lesen) besitzt zwei Ebenen, die obere wird von den Zügen der Lexington Avenue Line genutzt. Von dieser gesellt sich über vorhandene Gleisverbindungen die Linie 5 hinzu. Hinter Third Avenue — 149th Street beginnt der oberirdische Abschnitt, der, bis zu ihrer Stillegung, auch durch die Hochbahn befahren wurde. Diese stellte einen Anschluß von der Third Avenue Line aus her. Die gemeinsame Strecke ist dreigleisig ausgebaut, auf Viadukten geführt und weist bis auf zwei Ausnahmen eine einheitliche Stationsgestaltung mit Seitenbahnsteigen auf. Über der Fahrbahn der Westchester Avenue liegen die Bahnhöfe Jackson Avenue, Prospect Avenue und Intervale Avenue. Bei Simpson Street wechselt die Trasse zum Southern Boulevard mit einem Halt an der Freeman Street, und geht ab 174th Street auf die Boston Road (1797 als Poststraße angelegt) über. Hinter East Tremont Avenue (West Farms Square) erstreckt sich der Bronx Park mit dem 1899 angelegten Bronx Zoo (größter Zoo der USA), einer Einrichtung der Wildlife Conservation Society. Hier befand sich der einstige Endpunkt der "Contract One"- Strecke. Nach der Verlängerung Richtung Wakefield, die bereits bei East Tremont Avenue die alte Trasse verließ, wurde die Stichstrecke nach Bronx Park weiter durch die Hochbahn bedient, 1952 dann aber abgebaut. In East 180th Street, erste Station der Streckenerweiterung, befinden sich zwei Mittelbahnsteige zwischen den Gleisen. Es schließen sich linkerhand die Anlagen des East 180th Street Yard an, rechts zweigt die Dyre Avenue Line (mit der Linie 5) ab.

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Wer die östliche Bronx kennenlernen will, sollte eine Fahrt auf der White Plains Line nicht versäumen (Ansicht bei Simpson Street)

Die Linie 2 befährt weiter die Trasse entlang der White Plains Road; Bronx Park East, Pelham Parkway, Allerton Avenue und Burke Avenue schließen sich an. Bei Gun Hill Road, der zweite, wiederum Mittelbahnsteige aufweisende Bahnhof, liegt ein Stockwerk tiefer der ehemalige Bahnsteig der Third Avenue Line, die hier ihren Endpunkt hatte bzw. im nördlichen Anschluß früher auf die White Plains Line überging. Nach vier weiteren Stationen, 219th Street, 225th Street, 233rd Street und Nereid Avenue (238th Street), sowie dem Abzweig zum 239th Street Yard, ist die Endstation 241st Street — Wakefield erreicht. Die Ausführung gleicht dem Bahnhof 242nd Street — Van Cortlandt Park der Seventh Avenue Broadway Line: ein Mittel- und zwei Seitenbahnsteige, an denen die Gleise stumpf enden. In der Regel ist bei den so konzipierten Endbahnhöfen nur noch der Mittelbahnsteig in Betrieb, die äußeren sind zwar vorhanden, aber geschlossen.

Die White Plains Line setzt sich zusammen aus der "Contract One"- Strecke bis Bronx Park und der als Bestandteil des Dual Subway Systems erfolgten Verlängerung bis Wakefield. Zwischen Jackson Avenue und Bronx Park wurde der Verkehr am 26. November 1904 aufgenommen (anfangs nur für die Hochbahn). Der Anschluß an die Seventh Avenue Line erfolgte am 10. Juli 1905. Die bei East Tremont Avenue anschließende Verlängerung wurde 1917 in zwei Etappen fertiggestellt: am 3. März bis 219th Street und am 31. des gleichen Monats bis Nereid Avenue (238th Street). Die Vervollständigung bis 241st Street — Wakefield ließ allerdings noch bis zum 13. Dezember 1920 auf sich warten.

Auf dem dreigleisigen Streckenabschnitt zwischen Third Avenue — 149th Street und East 180th Street verkehren neben den Localzügen auch Expresszüge (auf der Linie 5), aber nur zur Rush Hour und nur in der Hauptverkehrsrichtung.

Dyre Avenue Line

Die Dyre Avenue Line gehört seit dem 15. Mai 1941 zum Streckennetz der New Yorker U-Bahn. Die ursprünglich viergleisige Eisenbahntrasse der "New York, Westchester and Boston Railway" ist inzwischen auf zwei Gleise zurückgebaut. Deren ehemaliger Bahnhof, der nach der Übernahme durch die U-Bahn bis 1957 weiter in Betrieb blieb, ist nicht zu verkennen. Er liegt neben der Station East 180 Street an der White Plains Line; das stattliche Empfangsgebäude dient heute noch als Zugang. Auch einige Abstellgleise der stillgelegten Bahnhofsanlage werden von den Zügen der Dyre Avenue Line weiterhin genutzt. Nach der niveaufreien Ausfädelung nördlich von East 180 Street verschwindet die ehemalige Eisenbahnstrecke im Tunnel. Zwei Bahnhöfe, Morris Park und Pelham Parkway folgen, dann taucht die Bahn wieder auf. Nach zwei weiteren Stationen, Gun Hill Road und Baychester Avenue, endet die durch die Linie 5 befahrene Strecke im Bahnhof Dyre Avenue - Eastchester. Dieser verfügt über einen Mittelbahnsteig. Die anderen Stationen - außer Pelham Parkway, wo gleich zwei Inselbahnsteige unter der Erde vorhanden sind - besitzen Seitenbahnsteige. Eastchester zählt zu den ältesten Besiedlungskernen der Bronx und entstand bereits 1663 als Gründung durch die Engländer.

Die New York, Westchester & Boston Railway Company

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Die New York, Westchester & Boston Railway Company (N.Y., W. & B.) eröffnete am 29. Mai 1912 ihre Strecke nach New Rochelle im Westchester County. Im Süden wie im Norden benutzten die Züge dabei die Gleise der New York, New Haven & Hartford Railroad, der Muttergesellschaft. Nur zwischen West Farms (Parkchester, Bronx) und Mount Vernon besaß die Bahn eine eigene Trasse. Diese wurde dafür außerordentlich großzügig angelegt. Durchweg unabhängig vom Straßenniveau geführt (s. oben, Aufnahme bei Gun Hill Road), viergleisig und von Anfang an für elektrischen Betrieb ausgelegt, erwarteten die Eigentümer durch die fortschreitende Besiedlung der östlichen und nördlichen Bronx sowie der sich anschließenden Vororte eine immense Zunahme der Verkehrsströme. Die Strecke versprach in der Tat ein gutes Geschäft, besaß aber auch einen großen Haken. Der südliche Endpunkt, Harlem River Station an der Willis Avenue Ecke 132nd Street, befand sich noch in der Bronx, einige Kilometer vom Zentrum Manhattans entfernt. Das Beispiel von Grand Central Station vor Augen (der Bahnhof an der 42nd Street lag bei seiner Errichtung noch fernab jeder Bebauung), wurde eine weitere Verschiebung des Stadtzentrums Richtung Harlem erwartet. Dem kam die Stadt New York aber 1916 mit der Verabschiedung des "zoning law" zuvor, daß den Citybereich auf das Gebiet südlich des Central Park beschränkte.

Eine weitere Überlegung des Vorstandes der N.Y., W. & B. erwies sich als falsch. Man legte großen Wert auf eine direkte Umsteigeverbindung zur New York Subway (was bei Harlem River Station auch realisiert wurde — allerdings dort zur Hochbahn). Statt mit der Eisenbahn direkt nach Manhattan hineinzufahren, ging man davon aus, daß die Fahrgäste dorthin eher die preisgünstigere U-Bahn nutzen würden. In der Praxis erwiesen sich die New Yorker dann doch als zu bequem; sie benutzten stattdessen lieber die teureren, dafür aber durchgehenden Züge von Grand Central Station. Die New York, Westchester & Boston Railway Company konnte auf Dauer der starken Konkurrenz — nicht zuletzt durch das aufkommende Automobil — nicht standhalten. Am 31. Dezember 1937 verkehrte der letzte Zug auf der inzwischen als Fehlinvestition abgeschriebenen Strecke.

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