14th Street Eastern Line

Die Linie L entlang der 14th Street ist eine der beiden Manhattan von West nach Ost querenden Strecken der New Yorker U-Bahn. Ähnlich wie die Flushing Line der IRT besitzt auch sie einen gewissen Sonderstatus, was die isolierte Lage im Netz und Anschlüsse zu anderen Strecken betrifft. Desweiteren ist sie auf ihrer ganzen Länge nur zweigleisig ausgebaut. Dafür werden Umsteigeverbindungen zu allen in Manhattan in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Linien der BMT, als auch der beiden anderen ehemaligen Gesellschaften, IRT und IND hergestellt. Mit letzterer entstand in einem Gemeinschaftsbauwerk unter der Straße der heutige westliche Endpunkt der Linie L, Eighth Avenue. Der Bahnhofsteil der 14th Street Eastern Line — eröffnet am 30. Mai 1931 - kreuzt dabei rechtwinklig unter den Bahnsteigen der IND, die Architektur der beiden Stationsebenen wurde einheitlich im Stil der Sachlichkeit gestaltet. Die anderen Bahnhöfe entlang der 14th Street symbolisieren dagegen die Epoche der "Arts & Crafts"- Bewegung der Jahrhundertwende, einer Kunstrichtung, die dem deutschen Jugendstil ähnlich ist. Die kunstvoll gestalteten Mosaiken an den Wänden sind jedoch nicht mehr überall im Originalzustand erhalten. Die 14th Street Eastern Line wurde am 30. Juni 1924 zwischen Sixth Avenue und Montrose Avenue eröffnet; am 14. Juli 1928 erfolgte die Verlängerung bis Broadway Junction.

An der Sixth Avenue besteht Umsteigemöglichkeit zu einer weiteren Linie der IND, bei Union Square gleich zu zwei anderen Strecken, der Lexington Avenue Line der IRT sowie der Lower Broadway Line der BMT. Die östlich anschließenden, an der 14th Street gelegenen Stationen, Third Avenue und First Avenue, weisen im Gegensatz zu den vorherigen statt Mittelbahnsteigen jeweils zwei Seitenbahnsteige auf und sind reine Zwischenhalte, ohne Verknüpfung mit anderen Strecken. Beide Bahnhöfe sind in ihrer Anlage gleichgestaltet, nur mit dem Unterschied, daß der Station Third Avenue das Zwischengeschoß fehlt. An der First Avenue, nördlich der 14th Street und bis zum East River reichend, schließt sich Stuyvesant Town an, die erste nach dem zweiten Weltkrieg in New York gebaute Wohnanlage, und zusammen mit dem nördlich angrenzenden Peter Cooper Village ein neues Zuhause für 30.000 Menschen. Die 56 Gebäude entstanden anstelle älterer Vorgängerbauten im Zuge der Sanierung der Lower East Side.

Nach Unterquerung der nördlichen Ausläufer des East River Parks schließen sich die 14th Street Tubes unter dem Flußbett des East River an. Die Strecke erreicht das nördliche Williamsburg auf Long Island in Höhe der North 7th Street und folgt weiter dieser Straße. Bei den Stationen überwiegt die Anordnung von Seitenbahnsteigen. Der Bahnhof Bedford Avenue verfügt als eine der wenigen Ausnahmen über einen Mittelbahnsteig. Die Trasse schwenkt in die Metropolitan Avenue mit zwei Stationen, bei der Lorimer Street sowie der Graham Avenue. Auffällig bei der 14th Street Eastern Line ist der Streckenverlauf. Die Trasse, im wesentlichen in südöstlicher Richtung führend, kreuzt im östlichen Teil von Williamsburg diagonal das Straßenraster. Statt geradlinig hindurchzuführen, bleibt die Tunnelstrecke im Straßenraum, dadurch ergibt sich deren treppenförmiger Verlauf mit einigen 90-Grad-Kurven. Von der Metropolitan Avenue biegt die die 14th Street Eastern Line rechtwinklig in die Bushwick Avenue, nach Grand Street folgt die Station Montrose Avenue. Am Ende dieser Straße, nur einen Häuserblock vom U-Bahnhof entfernt, befindet sich Bushwick Station der Long Island Railroad, heutzutage nur noch ein Güterterminal - wenn überhaupt. Die Hauptstrecke geht weit enfernt vorbei, und selbst die Strecke von Long Island City über Glendale nach Jamaica (Montauk Branch), an die der Bahnhof Bushwick über einen ca. 2,8 Kilometer langen eingleisigen Abzweig angeschlossen ist, weist nur noch bescheidenen Verkehr auf. Bedeutung besaß der Bushwick Yard für die U-Bahn in den zwanziger Jahren, als die ersten Wagen vor Eröffnung der 14th Street Eastern Line auf der Long Island Railroad bis hierher gefahren wurden, und über ein provisorisch auf dem Straßenpflaster verlegtes Gleis und eine heute noch (in Resten unter der Erde) vorhandene Rampe in den Tunnel gelangten.

Der Stadtteil Bushwick schließt sich östlich von Williamsburg und nördlich des Broadway an. Seine Ursprünge beginnen im 17. Jahrhundert mit der Enstehung des Kings County. Bushwick war eine der sechs zu jener Zeit im Bezirk gegründeten Städte und wurde 1854, zusammen mit Williamsburg, Teil von Brooklyn.

Von der Bushwick Avenue dreht die Trasse in die McKibbin Street, in deren Verlängerung, unter dem Harrison Place, die Station Morgan Avenue folgt. Danach, in einer leichten Rechtskurve, geht die Strecke in die Wyckoff Avenue über, parallel zu einer Verbindungsstrecke der LIRR von Bushwick zur New York Connecting Railroad. Nach Jefferson Street und DeKalb Avenue schließt sich Myrtle Avenue, eine Station mit Inselbahnsteig, an. Hier kreuzt oberirdisch die Myrtle Avenue Line mit ihrem Bahnhof Wyckoff Avenue.

Hinter Halsey Street schwenkt die Trasse am Ende der Wyckoff Avenue in einer rechtwinkligen Kurve östlich neben die New York Connecting Railroad. Die beiden U-Bahngleise liegen übereinander, die südwärtige Richtung oben. Die Station Wilson Avenue besitzt einen scheinbar unterirdischen und darüber einen oberirdischen Bahnsteig; die untere Ebene befindet sich aber eigentlich in Straßenhöhe. Vom oberen Bahnsteig bietet sich ein Panoramablick auf den ostwärts angrenzenden Trinity Friedhof.

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wilsn2-o.jpg (11229 Byte) Oberer und unterer Bahnsteig der Station Wilson Avenue. Während oben der Ausblick auf den angrenzenden Friedhof möglich ist, fällt unte nur etwas natürliches Licht durch die schmalen Oberlichtbänder (die sich unter der Kante des oberen Bahnsteigs befinden).

Die Strecke setzt sich im Tunnel fort, in der Station Bushwick Avenue - Aberdeen Street liegen beide Gleise wieder nebeneinander (in einer Ebene jedoch erst am östlichen Bahnsteigende). Sie bleiben parallel zur Eisenbahn, während diese aber unter die Erde verschwindet, taucht die U-Bahn aus dem Untergrund auf. Bei Broadway — Eastern Parkway (Broadway Junction) wird die ebenfalls oberirdische Brooklyn Broadway Line spitzwinklig überquert. Die Bahnsteige der 14th Street Eastern Line, ein Mittel- und am westlichen Gleis ein Seitenbahnsteig, liegen direkt über der Station Eastern Parkway (die Vereinheitlichung der Bahnhofsnamen erfolgte erst in jüngster Zeit).

Der Mittelbahnsteig in Broadway Junction teilt sich an seinem südlichen Ende, die Trasse weitet sich auf. Von der Broadway Line sowie vom East New York Yard münden mehrere Verbindungsgleise in die Strecke ein, die sich nun als Canarsie Line fortsetzt.

Canarsie Line

Die Anfänge dieser Linie gehen bis ins 19. Jahrhundert zurück, als dampfbetriebene Züge zwischen East New York und Canarsie verkehrten. 1906 von der Hochbahn der BRT übernommen, wurde die Strecke elektrifiziert und an die Broadway Line einerseits, sowie die Fulton Street Line anderseits angebunden. Die Verbindung zur letztgenannten Strecke, seit 1956 stillgelegt, ist südlich von Broadway Junction noch anhand der leeren Gleiströge, die unter den Hauptgleisen ausschwenken, zu erkennen. Die Anschlußkurven zur Broadway Line wurden bis 1968 auch für einen regulären Linienverkehr benutzt, zur Rush Hour verkehrte eine Verstärkungslinie von Eastern Parkway über die Canarsie Line. Mit der Eröffnung der 14th Street Eastern Line bis Broadway Junction wurde gleichzeitig eine Verbindung zur Canarsie Line hergestellt. Bereits 1918 war der Ausbau der Canarsie Line für die schwereren U-Bahn-Züge abgeschlossen.

Der Bahnhof Atlantic Avenue verfügt als Relikt aus den Hochbahnzeiten über drei Mittelbahnsteige, wovon bei dem östlichsten aber nur noch an der inneren Kante ein Gleis liegt, das den Zügen Richtung Norden dient, und der mittlere Bahnsteig vollkommen außer Betrieb ist. Dieser kam auch erst später hinzu; ursprünglich existierten nur der westliche Bahnsteig für die Canarsie Line und der östliche für die Fulton Street Line. Im Zusammenhang mit den "Dual Contract"- Vereinbarungen wurde die Anlage erweitert und die Bahnsteige fortan im Richtungsbetrieb befahren. Geplant ist, im Zuge der anstehenden Sanierung den Bahnhof umzubauen und die Struktur zu vereinfachen.

Die heute fünfgleisige Trasse, zwei Streckengleise, zwei Verbindungsgleise zur Broadway Line sowie ein Gleis zum East New York Yard, setzt sich südlich von Atlantic Avenue nur in den beiden äußeren Gleisen fort. Die mittleren, ursprünglich die Weiterführung der Fulton Street Line, schwenken Richtung Pitkin Avenue aus, enden aber bereits nach wenigen Metern. Die beiden Gleise der Canarsie Line verlaufen separat einmal entlang der Van Sinderen Avenue (in südlicher Richtung), und entgegengesetzt entlang der Snediker Avenue, ebenfalls ein Erbe der einst getrennt geführten Hochbahnstrecken. Vor dem nächsten Bahnhof kommen beide Gleise über der Van Sinderen Avenue wieder zusammen. Sutter Avenue, wie auch die beiden folgenden Stationen, verfügt über Seitenbahnsteige. Bei Livonia Avenue zweigt ein Gleis zum Linden Yard ab, gleichfalls ein Verbindungsgleis zur Brooklyn Line der IRT, die nördlich des Bahnhofes die Canarsie Line kreuzt. New Lots Avenue ist geprägt von hochaufragenden Bäumen, die über das Bahnsteigdach reichen. Die Station wurde 1964, nach einem Brand im Jahr zuvor, wiederaufgebaut. Vor dem nächsten Bahnhof senkt sich die Trasse auf das Straßenniveau ab. An der 105th Street existierte bis 1983 die einzige Straßenkreuzung im ganzen New Yorker U-Bahnnetz, die durch eine manuell bediente Schrankenanlage gesichert werden mußte. Der Bahnhof East 105th Street besitzt einen Inselbahnsteig, ebenso wie die heutige Endstation Rockaway Parkway - Canarsie. Zwischen beiden Stationen zweigt ein Gleis zum Canarsie Yard ab, der sich östlich der Strecke anschließt.

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Endstation heutzutage der Canarsie Line ist in Rockaway Parkway (rechts schließen die Anlagen des Canarsie Yard an)...

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...Nur wenige hundert Meter weiter sieht die ehemalige Trasse Richtung Canarsie Pier so aus.

Der ursprüngliche Endpunkt der Canarsie Line befand sich weiter südlich am Canarsie Pier. Die Strecke dorthin verlief zwischen der 95th Street und der 96th Street, mit Stationen an der Flatlands Avenue und der Avenue L. Schon 1920 wurde der durchgehende U-Bahnverkehr eingestellt und zwischen Rockaway Parkway und Canarsie Pier durch eine Straßenbahn ersetzt. 1951 übernahm die zum U-Bahn-Tarif verkehrende Buslinie B42 deren Aufgabe, und die ca. 2,3 km lange Strecke wurde abgebaut.

Die gesamte Strecke von der Eighth Avenue in Manhattan bis Rockaway Parkway ist 16,4 Kilometer lang, davon entfallen 4,0 Kilometer auf den Abschnitt der älteren Canarsie Line. Die Züge der Linie L benötigen insgesamt 38 Minuten, verkehren also mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 25,9 km/h. Der nur zweigleisige Ausbau der 14th Street Eastern Line macht sich bei Störungen nachteilig bemerkbar. Anders als bei der Crosstown Line der IND (siehe dort) entstehen erhebliche Verkehrsspitzen in und aus Richtung Manhattan. Um Verspätungen aufzuholen, überspringen dann Züge gelegentlich einige Stationen, was zwar in den Wagen per Durchsage mitgeteilt wird, jedoch nicht auf den ausgelassenen Bahnhöfen — sehr zum Ärger der dort Wartenden.

 

IND-Strecken